[Originale aus dem Nachlass von Stanley Kubrick.
Aus den Grauwerten von Polaroids errechneten Stanley Kubrick und Kameramann
Geoffrey Unsworth die Belichtungseinstellungen für die Aufnahmen zu 2001: A
SPACE ODYSSEY.]
Update
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Newsletter No. 1, November 2003
Liebe Kollegen, Freunde und Interessierte,
mit dieser Ausgabe startet unser Newsletter, in dem wir Sie monatlich über die Arbeit am
Nachlass von Stanley Kubrick und Neuigkeiten zur im März 2004 startenden Ausstellung auf
dem Laufenden halten. Wir berichten über geplante Veranstaltungen, stellen ausgewählte
Objekte vor und veröffentlichen Statements von Persönlichkeiten, die mit Kubricks Leben und
Werk in Verbindung stehen. Viel Spaß!
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1. Werkstattbericht
Unser Archivar Bernd Eichhorn arbeitet in St. Albans weiter mit Hochdruck daran,
einen Überblick über Berge von Fotos, Dokumenten, Kostümen, Requisiten und technischem
Gerät zu schaffen. Seit mittlerweile einem halben Jahr lebt er auf dem Kubrick-Anwesen,
wo er den Nachlass sichtet und systematisch in einer Datenbank katalogisiert. In wenigen
Wochen findet der Transport nach Frankfurt statt, wo die endgültige Auswahl der Exponate
getroffen wird. Selbst auf der insgesamt 1.200 qm großen gemeinsamen Ausstellungsfläche des
Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Architektur Museums wird man nur einen Bruchteil
des gewaltigen Bestandes, dessen komplette Aufarbeitung sich wohl noch über mehrere Jahre
erstreckt, zeigen können. In jedem Fall aber werden Fans wie Filmwissenschaftler auf ihre
Kosten kommen, Technikbegeisterte ebenso wie jene, die an Einflüssen aus Architektur und
Design interessiert sind.
Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung ist in Arbeit. Er deckt die Einzelfilme Kubricks ab
und bietet zugleich übergreifende thematische Beiträge. Thomas Elsaesser schreibt über
A CLOCKWORK ORANGE, Georg Seeßlen über FULL METAL JACKET. Wilhelm Roth beleuchtet die
Zensurquerelen um PATHS OF GLORY, Winfried Günther die um SPARTACUS. Alexandra von Stosch
würdigt Kubricks frühe Fotografien für
Look, Ursula von Keitz untersucht die verschiedenen
Drehbuchfassungen von THE SHINING. Marli Feldvoß widmet sich Kubricks Filmen aus Gender-Perspektive,
Bernd Schultheis (der auch eine begleitende Konzertveranstaltung zur Ausstellung konzipiert)
analysiert die Kubrick-Soundtracks. Volker Fischer studiert das akribische Zukunftsdesign von
2001 - A SPACE ODYSSEY und Daniel Kothenschulte gibt Einblicke in eine aus
DR. STRANGELOVE OR: HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB herausgeschnittene
Sahnetortenschlacht. Auch die nicht-realisierten Filme Kubricks werden vorgestellt:
Eva-Maria Magel rekonstruiert seine jahrelange Arbeit an
Napoleon, Ronny Loewy befasst sich mit
seinem Holocaust-Filmprojekt
Aryan Papers. Einige der Autoren werden im Rahmen des für Mai 2004
geplanten Symposiums Vorträge halten.
2. Objekt des Monats
Eines der Affenkostüme aus der "The Dawn of Man" betitelten Eröffnungssequenz von
2001 - A SPACE ODYSSEY wird eigens für die Ausstellung in Deutschland restauriert -
das des "Moonwatchers". In ihm steckte seinerzeit der Pantomime Dan Richter, den Stanley
Kubrick engagiert hatte, um die Bewegungen der Affenmenschen zu choreografieren und den
wichtigsten von ihnen selbst zu verkörpern. Der damals völlig unbekannte Künstler, der
später unter anderem mit John Lennon und Yoko Ono zusammenarbeitete, ging in die
Filmgeschichte ein - spätestens mit dem Wurf eines Knochens, der in den kühnsten und
meistzitierten Match Cut aller Zeiten mündet. Ein Auszug aus seinen unlängst erschienenen
"Moonwatcher's Memoirs" wird im Ausstellungskatalog veröffentlicht.
Richter verbrachte zur Vorbereitung Monate mit dem intensiven Studium von Primaten in Zoos und entwickelte die
Choreografie in enger Zusammenarbeit mit dem Maskenbildner Stuart Freeborn, der ebenso
meisterhafte Arbeit leistete: Arthur C. Clarke machte einmal die Bemerkung,
2001 - A SPACE ODYSSEY habe nur deshalb keinen Oscar für die Maske bekommen, weil die
Juroren nicht bemerkt hatten, dass es sich gar nicht um echte Affen handle...
3. Celebrity statement
Nach Grußbotschaften von
¬ Nicole Kidman und
¬ Tom Cruise,
¬ Sidney Pollack,
¬ Steven Spielberg und
¬ Warner Bros., den wichtigsten Rechteinhabern,
ist nun auch ein Brief von
¬ Sir Arthur C. Clarke
eingetroffen.
Clarke erarbeitete in langem und intensivem Austausch mit Kubrick
das Drehbuch zu 2001 - A SPACE ODYSSEY, für das sie gemeinsam eine Oscar-Nominierung
erhielten. Es fußt auf seiner Kurzgeschichte
The Sentinel; parallel zu den Dreharbeiten
schrieb er auch eine Romanfassung, von der er später mehrere Fortsetzungen veröffentlichte.
Er gilt neben Asimov und Heinlein als einer der erfolgreichsten Science-Fiction-Autoren der
letzten Jahrzehnte und hat neben rund 30 Romanen und vielen Kurzgeschichten auch zahlreiche
Sachbücher verfasst. Der studierte Mathematiker und Physiker legte nach seiner Arbeit als
Radaroffizier der Royal Air Force eine Studie vor, die ihn ganz nebenbei zum "Vater der Satellitenkommunikation"
macht. Für seine populärwissenschaftliche Arbeit erhielt er unter anderem 1962 den
Kalinga-Preis der UNESCO. Der heute 86jährige lebt seit längerer Zeit auf Sri Lanka,
wo er sich neben der Weltraumforschung ausgiebig seiner zweiten großen Leidenschaft,
der Meeresforschung, gewidmet hat.
Mehr Infos zu Arthur C. Clarke:
¬ http://www.kirjasto.sci.fi/aclarke.htm
¬ http://www.clarkeinstitute.com/
¬ http://www.arthur-c-clarke.de/
4. Tipps und Termine
Die Dokumentation SCHATTEN UND LICHT - KEN ADAM, FILMARCHITEKT
(Regie: Andreas-Michael Velten und Jörg Plenio) wurde am 27.10. im Bayerischen
Fernsehen ausgestrahlt und soll in Kürze auf RBB wiederholt werden. Der legendäre
Production Designer, der im Deutschen Filmmuseum bereits mit einer Ausstellung geehrt
wurde, hat schon die klassischen Bond-Filme durch seine eigentümliche Architektur von
Machtzentren geprägt; für Kubrick schuf er unter anderem den
war room aus
DR. STRANGELOVE OR: HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB. Letzterer wird in
Zusammenarbeit mit Adam für die Kubrick-Ausstellung als Modell nachgebaut.
Surftipp des Monats:
¬ http://www.visual-memory.co.uk/amk/ - eine Website mit Substanz!
"The Kubrick Site" bietet eine ganze Reihe spannender Essays und Diskussionsforen, die
wirklich in die Tiefe gehen. Sie ist Teil einer übergeordneten Seite, auf der neben einem
Special zu 2001 - A SPACE ODYSSEY auch "FAQs" zu Kubrick und selbstverständlich Standards
wie Bio- und Filmografie nachgelesen werden können.
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